Gesprächsrunde mit konkreten Hilfestellungen für Feuerwehr und Rettungsdienst
Zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten am Mittwoch (1.3.) die Online-Veranstaltung "DIE SICHERE STUNDE". Auf Einladung des Präventionsnetzwerks #sicherimDienst begrüßte Moderatorin und Koordinierungsgruppenmitglied Susanne Aumann Expertinnen und Experten sowie Einsatz- und Führungskräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im "Dortmunder U" in Dortmund. In einer Live-Übertragung tauschten sie sich zu aktuellen Themen der Gewaltprävention aus. Das Ziel dieser regelmäßigen Veranstaltungsreihe ist es, zum Thema Schutz und Sicherheit von Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu informieren und zu sensibilisieren. In dem Veranstaltungsformat konnten sich erneut auch die Zuschauenden mit Fragen an der Gesprächsrunde beteiligen.
Die Vorfälle der Silvesternacht haben erneut gezeigt, dass Angriffe und Bedrohungen auch nicht vor helfenden Berufsgruppen Halt machen. Janine Menge ist Notfallsanitäterin der Feuerwehr Minden und konnte von ihrer knapp 20-jährigen Berufserfahrung berichten. Von Beschimpfungen und Beleidigungen bis hin zum Haare ziehen oder "Anfassen" habe sie fast alles erlebt. "Das berichten mir auch meine Kolleginnen und Kollegen. Man kann mit einer freundlichen Art zwar viel minimieren und Situationen deeskalieren, gänzlich verhindern lassen sich solche Gewaltvorfälle aber leider nicht", so Menge.
Wenn Gewaltvorfälle passieren, kümmert sich bei der Feuerwehr Dortmund Kai Wiegand mit seinem Team der Psychosozialen Unterstützung um die betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Seiner Erfahrung nach sei das Dokumentieren der Vorfälle besonders wichtig. Denn nur wenn die Vorfälle bekannt gemacht werden, könnten entsprechende Maßnahmen der Unterstützung eingeleitet und die belastenden Situationen als Dienstunfall anerkannt werden.
Ein niederschwelliges und vereinfachtes Verfahren zur Meldung von Gewaltvorfällen bietet das "Innovative Melde- und Erfassungssystem Gewaltübergriffe" (IMEG), was derzeit als Pilotprojekt landesweit in mehreren Kommunen getestet wird. David Marten ist stellvertretender Leiter der Feuerwehr Ratingen und Projektleiter von IMEG. Er berichtete, dass dadurch alle Informationen zentral gesammelt und auswertbar gemacht werden können. Kommunen und Kreise haben dadurch die Möglichkeit, die betroffenen Mitarbeitenden besser zu unterstützen und Schwerpunkte von Gewaltvorfällen sowie wiederkehrende Begleitumstände zu erfassen. Diese konkreten Erkenntnisse können dann in Handlungsempfehlungen zum Schutz der Beschäftigten einfließen.
Dennis Kuhn ist Fachmann der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen und zuständig für Belange der Feuerwehr und des Rettungsdienstes. Auch er bemerkte, dass die Zahlen der Unfallanzeigen aufgrund von Gewaltvorfällen über die letzten Jahre gestiegen sind. "Wir stellen als Unfallkasse fest, dass das Thema immer mehr Bedeutung annimmt. Wichtig ist, dass Handlungsempfehlungen und Präventionsmaßnahmen flächendeckend verfügbar sind und umgesetzt werden. Das ist auch Aufgabe der Führungskräfte".
Thomas Lembeck, Leiter der Feuerwehr Essen und Vorsitzender im Arbeitskreis der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren in Nordrhein-Westfalen, machte deutlich, dass jede Einsatzkraft ein Recht auf Gewaltfreiheit habe. Es sei die Aufgabe der Führung, den Mitarbeitenden entsprechende Maßnahmen und Hilfestellungen mit auf den Weg zu geben, wie man sich und seine Kolleginnen und Kollegen in gefährlichen Situationen selber schützen kann. Neben einem Gefahrenbewusstsein und Sensibilität für gefährliche Situationen, spiele auch die Zusammenarbeit aller Sicherheitsorganisationen eine wichtige Rolle.
Die aktuell veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik weist für das Jahr 2022 erneut gestiegene Fälle von Angriffen gegen Rettungskräfte aus. Dennoch seien schwere Gewaltereignisse zum Glück nach wie vor Einzelfälle, berichtete Dr. Steffen Grautoff als Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Kreis Herford. "Trotzdem kommen wir im Rettungsdienst immer wieder in Kontakt mit aggressiven Personen, sei es durch Alkohol, Drogen oder sonstige Ausnahmezustände. Ein Gesamtkonzept aus Prävention, umsichtigem Verhalten an der Einsatzstelle und professioneller Nachsorge kann helfen, Einsatzkräfte vor Schäden zu bewahren".
Die Veranstaltungsreihe "DIE SICHERE STUNDE" wird zu weiteren Themen fortgesetzt. Am 28. März tauschen sich Mandatsträgerinnen und Mandatsträger mit Expertinnen und Experten zum Thema Gewalt in der Kommunalpolitik aus.
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